Aktuelle Handlungsempfehlungen bei der Mischwassersiebung an Entlastungsbauwerken
Während des Trockenwetterabflusses setzen sich in Mischwassersystemen aufgrund von geringen Fließgeschwindigkeiten vermehrt Sedimente aus organischen und anorganischen Bestandteilen auf der Kanalsohle ab. Diese Stoffe werden bei einem Regenwetterereignis in Schwebe gebracht und innerhalb des Kanalsystems zur Kläranlage oder zu Entlastungsbauwerken weitergeleitet.
Übertrifft die Mischwassermenge das Volumen von Entlastungsbauwerken oder die Kapazität der Kläranlage, so wird das Mischwasser häufig in die Vorflut eingeleitet und führt damit zu einer Beeinträchtigung der Gewässergüte und einem erhöhten Wartungsaufwand durch Reinigungsarbeiten. Um dieser Problematik entgegenzuwirken, werden unästhetische Grobstoffe über Grobstoffrückhaltevorrichtungen zurückgehalten. Hier empfehlt die DWA unter anderem im Arbeitsblatt A166 den Einsatz von Rechen- oder Siebanlagen für den Rückhalt der Grobstoffe. Tauchwände werden für diese Aufgabe als ungeeignet angesehen. Das entspricht auch der Erfahrung in der Praxis. Auch wenn Tauchwände in der Lage sind einen Großteil der Schwimmstoffe zurückzuhalten, so werden die Schwebstoffe dagegen ungehindert durch die Tauchwand geleitet.
Durch die in vergangener Zeit immer häufiger auftretenden extremen Wettereignisse muss der Einsatz von Sieb- und Rechenanlagen zukünftig noch genauer betrachtet werden. Längere Trockenperioden mit einhergehenden Regenereignissen führen zu schwallartigen Belastungen der Grobstoffrückhaltevorrichtungen mit Rechengut.
In der Praxis kann es durchaus vorkommen, dass eingesetzte Systeme aufgrund der hohen Rechengutfrachten an ihre Grenzen kommen. Bei der Planung einer Anlage empfehlen sich besonders Systeme, welche das Rechengut definiert von der Schwelle wegfördern und beispielsweise durch Ausnutzung der Strömungseigenschaften dem weiteren Kanalverlauf wieder zuführen. Alleine ein „Hin- und Herschieben“ von Rechengut kann dazu führen, dass die Leistungsfähigkeit einer Rechen- oder Siebanlage innerhalb kürzester Zeit an ihre Grenzen gerät und ein Teil des Mischwassers zusammen mit dem Rechengut ungesiebt abgeleitet wird. In solchen Fällen eignen sich vor allem Mischwassersiebanlagen, welche vor der Schwelle positioniert werden und das Rechengut in Strömungsrichtung von der Maschine wegfördern. Das Rechengut wird hierbei mit der Strömung in Richtung Kläranlage weitergeleitet und kommt mit den Mischwassersiebanlagen nicht mehr in Kontakt. Weiterhin bedarf es im Gegensatz zu Rechen- oder Siebanlagen, welche nach oder auf der Schwelle positioniert werden, keiner Rechengutrückführung.
Die HUBER SE bietet mit der ROTAMAT® Siebanlage RoK2 bereits seit 25 Jahren eine Lösung für solche Anwendungsfälle. Hierbei durchströmt das Abwasser den Siebkorb von unten nach oben und Rechengut größer als die Perforation kann über den Siebkorb zurückgehalten werden. Über eine Reinigungsschnecke wird das Rechengut schonend in Strömungsrichtung weggefördert und am hintersten Punkt der Maschine ausgeworfen. Gleichzeitig wird durch die Schnecke die Lochung des Siebkorbes abgereinigt, sodass stetig eine geringe Belegung erzeugt werden kann und damit stets maximale Durchsatzraten eingehalten werden können. Mittels Höhenstandsmessung läuft die Siebanlage ab einer definierten Höhe automatisch an schaltet ab, sobald diese wieder unterschritten wird. Hierdurch wird die Laufzeit der Schnecke so gering wie nötig gehalten.
Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass die Rechengutproblematik in Mischwasserentlastungsanlagen in den nächsten Jahren immer verstärkter auftreten wird. Hier ist es wichtig, eine Lösung auszuarbeiten, welche selbst bei starken Rechengutvorkommen zuverlässig arbeiten kann.